Dieses Relikt belegt 100 Jahre Maler-Geyer-Familientradition (1919-2019)

Geschrieben von Volker Geyer am

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Historisches Fundstück

Wow, was für ein Fundstück! Das allererste Rechnungsbuch meines Opas Karl Geyer aus dem Jahre 1919. Damals war der „Weißbindermeister“ aus Büdingen 23 Jahre alt, dieses Relikt schlummerte als einzigartiger Zeitzeuge für selbstständiges Malerhandwerk unserer Familie in meiner Schreibtischschublade, nachdem ich es vor ein paar Jahren bereits in der Wohnung meiner geliebten Eltern entdeckt habe. Seitdem bin ich immer mal wieder einzelne Seiten darin durchgegangen und ich habe versucht, die altdeutsche Schrift zu entziffern. Außer den Jahreszahlen habe ich nicht wirklich viel lesen können, deswegen habe ich es zwischenzeitlich zum übersetzen an einen Profi abgegeben. Die ersten Eintragungen in diesem Rechnungsbuch stammen aus dem Jahr 1919, sind also genau 100 Jahre alt und ich habe daraus ein paar interessante Aufzeichnungen über erledigte Aufträge und Rechnungsaufstellungen für Sie ausgewählt:

1919 Wilhelm Grün

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1919 Wilhelm Grün. Waschpfosten gestrichen, zwei Fußböden gestrichen, Boden und Treppenhaus geölt. Summe 7.50 Mark. Pumpe und Fußboden gestrichen 3.00 Mark. Pritschenwagen geölt 2.25 Mark. Am Haus ausgebessert und abgefarbt 8,25 Mark. Gesamt 21,00 Mark.

1919 Hohmann

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1919 Hohmann. Küche, Flur und Badezimmer geweißt. 12 Stunden 18.00 Mark. Betrag erhalten.

1919 Knaf Witwe Schloßplatz

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1919 Knaf Witwe Schloßplatz. Küche geweißt 5 ½ Stunden 5.50 Mark. Stube tapeziert Auslagen 40.73. Bahn 9 Mark. Summe 49.73 Mark. Betrag erhalten den 21.10.19.

1919 Ruth Gymnasiumstraße

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1919 Ruth Gymnasiumstraße. Hühnerstall geweißt. 3 Eimer Kalk. Herd ausgemauert 4 Steine a. 60 Pfennig 2.40 Mark.

1919 Konrad Weigand

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1919 Konrad Weigand. Küchendeke 3 mal geweißt 3.50 Mark. Blumentisch lakiert und verziert 3.20 Mark. Betrag erhalten. 5.70 Mark. Weidling Emma. Kammer ausgebessert und geweißt. 1 ½ Eimer Kalk ½ Eimer Speis-Farbe 1,35 Mark. Summe 8.80 Mark.

Interessant

Die Familiennamen der Auftraggeber aus Büdingen sind mir zum Teil noch bekannt. Weiter interessant ist die Höhe des Stundenverrechnungssatzes, der den Aufzeichnungen zufolge zwischen 1,00 Mark und 1,50 Mark gelegen haben muss. Von Zahlungsausfällen ist im gesamten Buch nichts zu lesen, vermutlich hatte mein Opa zahlungskräftige Kunden. Zudem kann ich mich an Erzählungen meines Opas, der Ende der 80iger verstarb, erinnern, dass er mit dem von Hand gezogenen Leiterwagen als Material- und Gerätetransportmittel angefangen hat. Wahrlich eine andere Zeit, als heute. Der Firmensitz war damals soweit ich weiß mitten in der Büdinger Altstadt, in der Schlossgasse, gegenüber dem Hof „Steinernes Haus“.

100 Jahre Familientradition

Das Rechnungsbuch belegt, dass es in diesem Jahr 100 Jahre selbständiges Malerhandwerk in unserer Familie gibt. Darüber bin ich sehr stolz, auch wenn es nicht immer leicht war, aber wo ist es das schon. Zuerst mein Opa Karl Geyer, danach mein Vater Hans Geyer, im Moment meine Person Volker Geyer und auch mein Junior Florian ist ja mittlerweile in diesem Metier selbständig tätig. Vier Generationen nacheinander sind der Branche treu geblieben und das Interessante dabei ist, jeder der vier hat seine unternehmerische Tätigkeit dabei völlig individuell interpretiert und gelebt. Mein Opa bediente den klassischen Privatkundenmarkt im Stadtgebiet von Büdingen. Mein Vater knüpfte dort zunächst ebenfalls an, ihn zog es jedoch mehr und mehr zum schlüsselfertigen Bauen und zum Großobjektmaler hin. Bei mir stehen seit 20 Jahren hochwertige, individuelle Wohn- und Wandgestaltungen im Vordergrund und mittlerweile konzentriere ich mich ausschließlich auf die Weiterentwicklung meines Partnerkonzeptes „Malerische Wohnideen“. Schließlich noch Junior Florian Geyer, der sich nach seiner Ausbildung zum Maler und Lackierer zum Bühnenmaler ausbilden lies und heute als äußerst talentierter Künstler freiberuflich seine Kunden mit unglaublich schönen Wandbemalungen glücklich macht.

Dankbarkeit

100 Jahre! Ich bin sehr stolz auf meine Familie! Ich bin den Menschen sehr dankbar, die immer an uns geglaubt, die unseren Weg über viele Jahre begleitet und die uns ihre Loyalität und ihr Vertrauen geschenkt haben. Vor allem unsere zahlreichen Mitarbeiter, unsere Lieferanten und Dienstleistungspartner. Stellvertretend möchte ich an dieser Stelle unser Steuerbüro Pfaff/Nidda erwähnen. Die Familie Pfaff begleitet uns nun bereits seit nahezu 50 Jahren. Ein großer Dank gilt auch unseren so vielen großartigen Kunden der vergangenen 100 Jahre. Und natürlich nicht zu vergessen die wunderbaren „Malerische Wohnideen“ Partnerbetriebe, die meinen Weg heute maßgeblich begleiten und die mittlerweile zu guten Freunden geworden sind. 

Last but not least gilt ein ganz besonderer Dank meiner Heike. Ohne Sie würde unser Unternehmen jetzt nicht dort stehen, wo es steht. Ohne sie wäre die Entwicklung nicht so möglich gewesen, wie sie war. Danke allerliebste Heike! 

Wie geht’s weiter?

Ich kann an dieser Stelle sagen, dass ich selbst diese Unternehmertradition in der Malerbranche noch viele Jahre fortsetzen möchte. Jetzt fängt es für mich gerade an, richtig Spaß zu machen. Und bei Junior Florian kann ich mir nicht vorstellen, dass er irgendwann Pinsel und Farbe gegen etwas anderes eintauscht. Dafür scheint mir die Leidenschaft bei ihm zu groß und erfolgreich ist er damit obendrein. Will damit sagen, wir Geyers werden unserem traditionellen Metier noch lange Zeit erhalten bleiben, jeder in seiner Nische.

Auf geht’s mit neuen Ideen in die nächsten Jahre!

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