„Ein Malermeister zwitschert, um seine Kunden zu erreichen“ titelt der Staatsanzeiger.

Geschrieben von Volker Geyer am

Social Media im Handwerk, Internetmarketing

Malerische_Wohnideen - Social Media im Handwerk Marketing Vortrag Referent 1
Foto: Jens Heim

Mein Handwerk2.0-Freund Jens Heim aus Tuttlingen machte mich auf einen Artikel aufmerksam, den ich vorher nicht kannte, er erschien im badenwürttembergischen Staatsanzeiger.

Der Journalist Jochen Brenner schrieb über uns im Staatsanzeiger:

„Ein Malermeister twittert über Schlafzimmerfarben und plaudert bei Facebook über die Optik von Betonwänden. Das kommt bei Kunden an. Inzwischen stammen zwei Drittel seiner Aufträge aus dem Netz.

Als Volker Geyer auf Zypern ans Mikrofon tritt, zittern ihm kurz die Knie. Dann fasst er sich und erzählt den Männern im Anzug seine Geschichte, Dolmetscher übersetzen sie in 23 Sprachen. „Die Märkte befinden sich im Wandel“, so beginnt er seinen Vortrag vor den EU-Wirtschaftsministern, die sich im Sommer vergangenen Jahres in Nikosia trafen. Geyer erzählt, wie das Internet aus dem Maler und Lackierer Volker Geyer den Unternehmer, Social-Media-Experten und Vortragsreisenden machte. Dass sie ausgerechnet ihn einluden, den Malermeister aus Wiesbaden, kommt Geyer noch heute unwirklich vor. Der Wandel, von dem der 55-Jährige auf Zypern erzählte, hat in seinem Leben eine Geschwindigkeit erreicht, die ihn manchmal aus der Puste bringt. Sein Großvater war Maler und Lackierer, selbstständig, mit kleinem Betrieb. Sein Sohn übernahm ihn, machte ihn groß, ließ zeitweise über 100 Leute auf Baustellen in ganz Deutschland für sich arbeiten. Der Enkel Volker stieg als Lehrling im Betrieb ein, mit 22 wurde er Meister, die Zukunft schien vorgezeichnet. Doch 1998 musste der Familienbetrieb Insolvenz anmelden. Die Geyers sollten Steuern für einen säumigen Subunternehmer bezahlen, es ging um 800.000 D-Mark, die sie nicht aufbringen konnten. „Das war zuerst ein Schock“, sagt Volker Geyer, „heute weiß ich, dass es der Beginn meines neuen Lebens war.“

Geyer zieht sich damals in eine abgelegene Hütte zurück und skizziert, wie es weitergehen soll. Die alte Firma hatte Verputz-, Maler und Trockenbauarbeiten für den Staat, Generalunternehmer und Privatleute ausgeführt. „Wir hatten 1.000 Produkte für unterschiedlichste Zielgruppen und mussten um jeden Auftrag kämpfen“, sagt Geyer. Das will er nicht mehr. Er schrumpft den Betrieb, mittlerweile auf sechs Mitarbeiter, spezialisiert sich auf individuell gestaltete Wände. Der Privatmann sollte der neue Kunde sein, Sinn fürs Schöne und das Geld dafür haben. Nur: Wie soll Geyer ihn finden? Er bastelt eine Website, um die Jahrtausendwende gründet er mit anderen Handwerkern das Empfehlungsnetzwerk Aperto. Meisterbetriebe, die sich vertrauen, geben die Adressen der Partner an potenzielle Kunden weiter, das ist die Idee.

Am 5. August 2010 schaltet Volker Geyer seine neue Website live, er hat für sie die Domain „malerische-wohnideen. de“ gekauft. „Aktionismus in der Akquise bringt nichts. Nicht ich suche den Kunden, der Kunde muss uns finden“, sagt Geyer. Der Handwerksmeister eröffnet einen Showroom auf seiner Website. Die Besucher können sich Stuckdesign, Wandmalerei oder Beton-Optik am Bildschirm ansehen. In seinem Blog erzählt Geyer von der Arbeit auf den Baustellen, von Begegnungen mit Kunden. Er postet ein Bild von der Meisterfeier eines Mitarbeiters. Alle paar Stunden, manchmal auch minütlich, setzt er Twitter-Botschaften ab. Viele davon sind automatisiert erstellt und verlinken auf seine Blogeinträge. So entsteht der Eindruck, Geyer sei permanent online – auch wenn er beim Kunden ist oder frei hat. Auf Facebook schreibt er auch mal Privates: „Leichtes Halskratzen bei mir im Anflug.“ 26 Leute kommentieren in kürzester Zeit. Geyers Bilanz nach drei Jahren sind 4.000 Besucher auf der Seite am Tag, 250.000 Seitenaufrufe im Monat, über 13.000 Follower bei Twitter auf drei Konten und knapp 2.000 Likes bei Facebook.

Er hat eine Aufmerksamkeitsmaschine in Gang gesetzt und perfektioniert, die er jetzt nur noch regelmäßig mit Alltagsinhalt füttern muss. 67 Prozent seines Umsatzes kämen über das Onlinemarketing, sagt Geyer. „Eine völlig neue Erfahrung für mich ist, dass die Kunden aus dem Netz häufiger und schneller zu Stammkunden werden, als das früher bei den Offlinekunden der Fall war.“

Seine Mitbewerber machen es ihm nicht gerade schwer. Die Handwerkskammern erheben keine Daten, Experten gehen aber davon aus, dass über die Hälfte der Handwerksbetriebe nicht einmal eine Internetseite hat und erst recht nicht twittert oder bloggt. Geyer verbringt damit inzwischen zwei bis drei Stunden täglich. Aufträge für einfache Malerarbeiten nimmt er schon lange nicht mehr an. Die Jobs müssen passen, nicht jeder Kunde kann zu einer Geschichte werden, aber ohne Geschichte bleibt Geyers Blog leer. Bilder weißer Hausfassaden kann er nicht twittern, für Durchschnittsaufträge gibt es keine Likes. Er reist jetzt viel, Handwerkskammern und Unternehmer laden ihn ein. Es ist die zweite Karriere des Malermeisters: „Mein Gehalt bestreite ich inzwischen zum großen Teil mit meiner Beratertätigkeit.“ (Ende des Artikels im Staatsanzeiger)

Der Autor Jochen Brenner hat mich vor ein paar Monaten besucht und wir saßen 2 Stunden bei einem netten Gespräch zusammen. Interessant zu lesen ist, dass sich die damaligen Zahlen bis heute zum Teil deutlich weiter nach oben verändert haben. Die Anzahl unserer Webseitenbesucher ist mittlerweile auf über 5.000 am Tag angestiegen, auf Twitter folgen uns derzeit insgesamt über 40.000 Follower und auf Facebook sind es schon über 3.200 Fans.

Unser Internet-Showroom für Wandgestaltungen zeigt über 400 individuelle Gestaltungsbeispiele. Wir freuen uns auf Ihren Besuch dort.

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